Arten der Inkontinenz

Inkontinenz leitet sich vom Lateinischen "incontinentia" ab und beschreibt allgemein das Nichtverhalten oder Unvermögen, etwas zurückzuhalten.
Dabei können Harn, seltener Stuhl, Milch oder Gase nicht mehr kontrolliert gehalten werden.
Ursachen hierfür liegen in einer Funktionsstörung des Systems aus Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur oder Verletzungen und Folgen von Operationen.
Die Fehler können in der Signalübertragung der Nervenzellen oder organisch bedingt sein. Es gibt inzwischen gute Therapiemöglichkeiten.

Inkontinenzarten
Der Überbegriff „Inkontinenz“ teilt sich in Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Mischinkontinenz und Flatulenz auf. Zur Harninkontinenz, umgangssprachlich als Blasenschwäche bezeichnet, zählen folgende Unterkategorien:

- Belastungsinkontinenz
- Dranginkontinenz
- Reflexinkontinenz
- Überlaufinkontinenz
- Mischinkontinenz
- Nachtinkontinenz
- Extraurethrale Inkontinenz

Die Belastungsinkontinenz wird auch als Stressinkontinenz bezeichnet.
Ihre Ursache beruht auf der Abschwächung der Beckenbodenmuskulatur.
Kommt es zu einer physischen Belastung wie Niesen, Husten, Lachen oder zu stressigen Situationen, wird Harn unkontrolliert abgelassen.
Auch Sport kann ein Auslöser für den Abgang von Harntropfen sein. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer.
Bei Herren kann es nach einer Prostataentfernung zur Belastungsinkontinenz kommen. 

Im Unterschied zur Belastungsinkontinenz ist bei der Dranginkontinenz kein physischer Auslöser für den Abgang von Harn verantwortlich, sondern ein nervlicher Reiz.
Durch das plötzliche Zusammenziehen der Blasenmuskeln wird zum falschen Zeitpunkt Harndrang ausgelöst.
Bereits bei geringer Füllung der Blase kommt es zu einer unfreiwilligen Entleerung.
Es kann zum unkontrollierten Abgang kleiner Tropfen oder zur vollständigen Blasenentleerung kommen.

Durch unzureichenden Informationsweitergabe über den Füllstand der Blase zwischen dem zentralen Nervensystem und der Blase resultiert die Reflexinkontinenz.
Der Betroffene empfindet kein Dranggefühl. Die Blase wird automatisch vollständig geleert.
Die Reflexinkontinenz kann auf die Unterbrechung der Nervenbahnen in der Wirbelsäule zurückgehen. 

Bei der Überlaufinkontinenz kommt es zu einer mechanischen Blockade des Harnblasenausgangs. In der Blase führt jeder neue Tropfen Harn zu deren Überfüllung.
Dadurch kommt es zum unkontrollierten Urinverlust. Aufgrund des fehlenden Dranggefühls werden ständig Urintröpfchen verloren - die Blase wird jedoch nie vollständig entleert.

An Mischinkontinenz leiden häufig Frauen. Mischinkontinenz setzt sich  aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz zusammen.
Es kommt zum unkontrollierten Harnverlust bei physischen Belastungen wie Niesen und Lachen, gleichzeitig wird ein Dranggefühl empfunden.

Bei der Nachtinkontinenz wird im Schlaf unfreiwillig und unkontrolliert Harn verloren. Sie wird auch als Nykturie bezeichnet. 

Im Gegensatz zu den bereits benannten Inkontinenzarten kommt es bei der extraurethralen Inkontinenz nicht durch eine Insuffizienz des Verschlussapparates der Harnröhre zum Urinverlust. Der natürliche Harnausgang kann durch eine angeborene Fehlmündung eines Harnleiters in ein anders Organ enden. Bei dieser Fehlmündung des Harnleiters, beispielsweise in den Darm, fließt der Urin durch die Umgehung des Blasenschließmuskels durch den Darm ab. Betroffene können auch eine sogenannte Fistel, einen unnatürlichen Verbindungskanal zwischen der Blase und zum Beispiel der Scheide oder dem Darm haben, durch den Harn abgeht. Darum wird die extraurethrale Inkontinenz auch als Fistelinkontinenz bezeichnet.

Zur Kategorie der Inkontinenz gehören auch folgende Stuhlinkontinenzen:

- Dranginkontinenz
- passive Inkontinenz
- Überlaufinkontinenz

Bei der Dranginkontinenz spürt der Betroffene den Drang, Stuhl zu lassen, muss sich aber stets sehr beeilen, um es rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen.

Passive Inkontinenz bedeutet, dass der Stuhldrang nicht bemerkt wird oder die Meldung des Drangs nicht im Gehirn verarbeitet wird. Dem Betroffenen ist nicht bewusst, dass er auf die Toilette muss.

Im Rahmen einer Überlaufinkontinenz kommt es zur Blockade und Verstopfung des Dickdarms. Die Blockade, die durch den festsitzenden Stuhl verursacht wird, hält immer weiteren Kot auf. Nur wässriger Stuhl kommt daran vorbei und kann ausgeschieden werden. Diese Ausscheidung kann nur schwer kontrolliert werden. 

Zu den Inkontinenzarten zählt auch die Flatulenz. Hierbei entwickeln sich verstärkt Gase im Magen und Darm, die anschließend unkontrolliert entweichen.
Es kann auch zum Abgang so genannter "falscher Freunde" kommen. Dabei gehen Winde zusammen mit Stuhl ungewollt und unkontrolliert ab.